Kinder sind unsere Zukunft
Damit sie in der Welt von morgen ein gelingendes Leben führen, in dem sie selbst Verantwortung übernehmen, brauchen Kinder ein Umfeld in dem sie ihre Potentiale bestmöglich entfalten können.
Für ein gutes Zusammenleben ist es wichtig, dass sie einen guten Weg finden, mit Frustration umzugehen und dass sie erkennen, wo die Freiheit des Nächsten beginnt und ihre eigene aufhört.
Für ihre eigene Zufriedenheit ist es wichtig, dass sie die Freude am Lernen entdecken und kultivieren und dass sie ihre Kreativität als zuverlässige Kraft kennen lernen.
Was Kinder für ihre Entwicklung brauchen
Wir Eltern, wir Erwachsene, müssen dafür sorgen, dass unsere Kinder rechtzeitig das bekommen, was sie für diese Entwicklung brauchen:
- Kinder brauchen Zuwendung
- Kinder brauchen Bildung
- Kinder brauchen Rhythmus
- Kinder brauchen Schutz
- Kinder brauchen Freunde
Jeder von uns kann dazu beitragen, diese 5 Bedürfnisse zu erfüllen!
Kinder brauchen Zuwendung
- Sie brauchen Erwachsene, die sie als wertvolle Partner in der Erziehung ernst nehmen und mit ihnen den Dialog auf Augenhöhe führen.
- Aufmerksame Zuhörer, die unterscheiden können zwischen den Wünschen der Kinder und ihren Bedürfnissen.
- Fürsorgliche Erwachsene, die sich für ihre Entwicklung interessieren und bereit sind, hierfür den notwendigen geeigneten Spielraum zu schaffen
Diese Zuwendung brauchen Kinder von ihren Eltern und Verwandten, von Erziehenden in Kindergarten, Schule, Kirche, im Sport- und im Musikverein – und selbstverständlich auch vom Bäcker, vom Metzger und von den Mitarbeitern an der Supermarktkasse.
Kinder brauchen Bildung,
das ist schulische Bildung
Schulische Bildung ist die Grundlage für das Verständnis unserer Welt.
Vielen Menschen ist es jedoch nicht bewusst, dass auch außerschulisches Lernen für die Bildung der Kinder wichtig ist:
und soziale Bildung
Damit Kinder wertvolle Mitglieder unserer Gemeinschaft werden, ist auche eine soziale Bildung wichtig: schon Kleinkinder können lernen, Konflikte so zu lösen, dass alle Beteiligten mit dem Ergebnis zufrieden sind!
Stellen Sie sich vor, Ihr Nachbar könnte schon so gut mit Konflikten umgehen …
und selbstmotivierte Bildung
Damit Kinder Freude am Lernen entwickeln und in ihre Kreativität kommen, sind Freiräume für Bildung nach ihren Interessen wichtig.
Diese Art der Bildung beginnt mit dem selbständigen, ungestörten Spiel des kleinen Kindes: Im Familienspielraum haben dabei schon Babys erste Erfolgserlebnisse, die sie motivieren, weiter zu lernen.
Das experimentierende Spielen wächst mit den Kindern: über Bauten im Sandkasten bis hin zu selbst geschriebenen Computerprogramm.
- Aber wo sind die Spielräume für Kindergartenkinder, für Grundschulkinder, für Jugendliche?
- Wo sind die Werkstätten, in denen sie ihre Ideen umsetzen können?
- Wo ist der Raum, in dem sie sich nach Herzens Lust bewegen und auch mal laut sein können?
Hier sind wir alle aufgefordert, Orte zu schaffen, wo Kinder willkommen sind, und wo ihre selbständigen Aktivität begrüßt wird und wo wir sie darin unterstützen, Neues auszuprobieren und ihre Fähigkeiten zu vertiefen.
Kinder brauchen Rhythmus
Kinder sind überfordert, wenn wir sie mit der Gestaltung des Tagesablaufs alleine lassen. Uns fällt das ja auch als Erwachsene schwer! Wie oft habe ich mich abends schon gefragt: wo ist der Tag hin? was hab ich heute eigentlich gemacht? ich wollte doch….
Gleichzeitig sind Kinder überfordert, wenn ein Termin auf den nächsten folgt, und sie keinen Einfluss mehr darauf nehmen können, wie sie die nächsten Stunden verbringen.
Bei meinen 3 Kindern habe ich erkannt: Jedes Kind hat sein eigenes Tempo, und es tut ihm gut, wenn wir bei der Gestaltung des Tages darauf Rücksicht nehmen.
Ich muss zugeben, dass unser Corona-Alltag deutlich später beginnt als der bisherige Schul-Alltag …
Kinder brauchen Schutz
Kinder brauchen Schutz, der mitwächst
- Schutz vor Unfällen: Babys müssen Gelegenheit haben zu lernen, das Gleichgewicht zu halten und Stürze zu vermeiden.
- Schutz vor Mobbing und Gewalt: Kleinkinder müssen lernen, ihre Konflikte mit Worten statt mit Fäusten zu lösen.
- Schutz vor Vereinnahmung: Schulkinder und Jugendliche müssen lernen, auf ihre innere Stimme zu hören und ihren Weg zu gehen, um einen Platz in unserer Gesellschaft zu finden und auszufüllen.
Dabei müssen wir besonders vor Interessen schützen, die am Wohl der Kinder vorbei gehen:
- Interessen der Wirtschaft, die mit Werbung massiven Einfluss auf die Vorstellungen und Wünsche unserer Kinder nimmt.
- Interessen von Erwachsenen, die mehr von unseren Kindern wollen als sie zu geben bereit sind.
- Interessen der Schule, die von unseren Kindern mehr Stillsitzen und Auswendiglernen erwartet, als ihnen für ein gesundes Aufwachsen gut tut.
Hier sind wir als Bürger unseres Landes gefordert, die neue Normalität in diesem Sinne mit zu gestalten.
Kinder brauchen Freunde
Kinder brauchen Freunde, mit denen sie im Alltag spielen und streiten, von denen sie lernen, an die sie sich wenden können.
Sie brauchen die engen Vertrauten genauso wie die Klassenkameraden, mit denen sie sich nie zum spielen verabreden würden.
Homeschooling, wie wir es in den letzten Wochen erlebt haben, macht oft einsam und traurig. Das wollen wir unseren Kinder nicht mehr zumuten!
Das afrikanische Dorf und Mentoren
Kinder brauchen die Gleichaltrigen genau so wie die erwachsenen Freunde.
Sie brauchen Menschen, die Antworten finden auf ihre Entwicklungsfragen und ihnen als Mentoren Wege zeigen, die sie selbst gehen können.
Die vergangenen Wochen haben uns Eltern deutlich gezeigt, dass wir auf uns alleine gestellt oft überfordert sind. Wer von uns hat nicht Situationen erlebt, bei denen wir rückblickend beschämt erkennen: so wollten wir nie mit unserem Kind umgehen!
Wir Familien brauchen das sprichwörtliche afrikanische Dorf, in dem unsere Kinder als wertvolle Mitglieder der Gemeinschaft geschätzt werden.
Hier sind gerade Menschen ohne eigene Erziehungsverantwortung wichtig, die bereit sind, als Mentoren Kinder auf ihrem Entwicklungsweg zu begleiten.
Und darum wünsche ich
Euch Kindern anlässlich des internationalen Kindertags 2020
- Eltern, Lehrer und Nachbarn, die Eure Bedürfnisse ernst nehmen
- sichere Freiräume, in denen Ihr nach an Euren eigenen Ideen spielen und wirken könnt
- und die Möglichkeit, bald Eure Freunde wieder zu treffen, um den nächsten Lebensabschnitt gemeinsam zu gestalten.
In Freiburg, wo diese Rede zuerst gehalten wurde gibt es viele Menschen, die das ermöglichen wollen!
uns allen
Ich wünsche uns allen, dass wir gemeinsam in eine eine neue Normalität finden, in der es selbstverständlich wird, dass Kinder so aufwachsen.